Die letzte Bärenjagd
Auf Grund der beglaubigten Unterlagen darf davon ausgegangen werden, dass die aussergewöhnliche Hatz auf einen in Dorfnähe herumstrolchenden Bären am 29. Mai 1820 stattgefunden hat.
Schon geraume Zeit davor sollen die Bewohner des Isentals durch ein Raubtier beunruhigt worden sein, das ihnen zuweilen bedeutenden Schaden zufügte und sich mittlerweile als ausserordentlich grosser Bär entpuppte. Alle eingeleiteten Nachstellungen blieben zunächst erfolglos. Als dann aber die immer grösser werdende panische Angst dermassen um sich griff, «dass mä sich dryy Wuchä schiär nimmä us èm Hüüs üsä trüüwt het» und ohne Begleitung durch Erwachsene kein Kind mehr ins Dorf gehen durfte, da wurde der Beschluss gefasst, den Bären durch eine gezielte Treibjagd aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.
Am Abend des 29. Mai 1820 entdeckte dann ein Geissbub «im Wald under èm Hoorä» den ungeheuren Bären. Hals über Kopf rannte er ins Dorf zurück und verbreitete die Furcht erregende Beobachtung. Schnell waren ihrer 14 beherzte Männer zur Stelle und eilten von allen Seiten in den Wald. Dabei soll Karlisepp Infanger trotz seines vorgerückten Alters der Erste gewesen sein, der sich dem aufgebrachten Tier nur 5 Minuten vom Dorf entfernt »im Siti, im Chlyytal, i dr Neechi vum chlyynä Wasserfall», bis auf Schussweite zu nähern wagte. Er war es dann auch, der den ersten Schuss tat; „zmitzt i d Äügä“. Das so getroffene Tier brüllte, „dass d Felsä afa gwagglä hènt und hed so gschtunkä, dass mä s bis i ds Dorf gschmeckt hed und isch drnaa i Bach appä troolet, wo s de nach èm drittä Schuss ändlich tots gsy isch».
Am nächsten, oder nach anderen Quellen doch erst am übernächsten Tag wurde der Bär, der es gewichtsmässig auf gute 265 Pfund brachte und „nichts im Magen, wohl aber noch etwas Schafwolle im Darmkanal“ hatte, im Triumph nach Altdorf gebracht, wo er gebraten und auch „verkostet“ wurde. Das Fleisch soll zwar von weisser Farbe gewesen sein, jedoch „ekelhaft süsslich“ geschmeckt haben.
Übrigens baumelten bis 2003 die beiden Pranken des erlegten Bären als Jagdtrophäe an einer Kette über der Eingangstreppe des «Sagerhauses» neben dem Schulhaus in Isenthal. Heute sind die restaurierten Bären-Tatzen im Schaufenster – vis-à-vis der Bushaltestelle Dorf zu bewundern. In der Bärenstation 6, beim Picknickplatz Mättlistei kann man im Bärenhäuschen per QR-Codes zwei Videos «Der letzte Bär» geniessen.


