Die Sage erzählt, dass der Senn der Blüemlisalp auf dem Weg zum Urirotstock einen Frevel gegen die Mutter und gegen Gott beging, worauf die fruchtbare Alp unter Eis und Schnee begraben wurde. Seine getaufte Kuh muss heute noch über den Gletscher wandeln und soll dadurch befreit werden können, wenn sie an Karfreitag gemolken wird, bis ihre schwarze Milch weiss ist. Ein Versuch eines mutigen Bauern schlug einst fehl.
«Die Claridensage wiederholt sich mit geringen Änderungen auf der urnerischen Blüemlisalp, einem muldenförmigen, mit Schnee und Eis gefüllten Tale auf dem Uri Rotstock. Der gegen seine Mutter hartherzige, gegen die Liebste aber verschwenderische Senn habe sogar seine schönste, nämlich die «Treicheln-Kuh», christlich getauft und sie Bäbi genannt. Sogleich wurde die ganze schöne Alp in einen traurigen Firn verwandelt. Seither gab die Kuh ganz «schwarz-zäggeti» Milch. Noch immer soll sie wandeln auf dem Firn und von Geistern gemolken werden. Am Karfreitag, während in der Tal-Kirche die Passion gelesen werde, lasse sie sich sehen, ganz zahm auf dem Firn daher gehend. Würde sie um diese Zeit gemolken, bis sie weisse Milch gäbe, so wäre sie erlöst, der Firn ginge weg, und die Alp stünde wieder gras- und blumenreich da.
Ein entschlossener Bauer habe es einst probiert. Er sei mit einem grossen Eimer, einem Melkstuhl und Melkschutz an die Kuh hin, die sich friedlich dazugestellt habe. Das Euter war warm, die Milch schwarz und «zäggät». Bald wurde das Euter wärmer, die Milch braunrot, dann jener heiss, dieses rot. Endlich erreichte das Euter die Gluthitze und schon spielte die Farbe in Rosenrot hinüber. Der Melkschutz aber war am Zerrinnen. Nur noch ein wenig ausgeharrt mein Senn! Doch leider, die Hitze war ihm zu gross, er sprang fort. Das arme Tier, der Erlösung so nahe, fiel um und sprang wieder auf, brüllte und heulte verzweifelt.


