Das Sennentunscheli auf Wyyssenboden
Den zwei Knechten und dem Senn auf Wyyssenboden ist es eines Sommers offenbar zu langweilig geworden und sie haben zueinander gesagt: «Ah, wir sollten doch auch eine Frau bei uns hoben.» Und dann sind sie daran gegangen und haben aus Flicken und Lumpen einen «Tittitolg» (Puppe aus Lumpen) zusammengeflickt, haben ihm Frauenkleider angezogen und ihm den Nomen Zurrimutzi gegeben. Wenn sie gegessen haben, haben sie ihm den Reisbrei oder die geschlagene Nidel ins Gesicht gestrichen und zu ihm gesagt: «Da, friss auch!» Und wirklich, eines Tages hat die Puppe zu essen angefangen und ist immer munterer geworden und hat sogar angefangen zu reden, aber nur mit dem Senn.
Von da an ist das Zurrimutzi für sie zur Haushälterin geworden. Es hat für sie gekocht, gewaschen und geflickt und hat ihnen sogar geholfen, das Vieh zu versorgen. Dies alles hat den dreien natürlich schon gepasst, und sie haben mit dem Tunscheli allerlei «Gugelfüär» (Scherz, Spass) getrieben und haben es abwechslungsweise zu sich ins Bett genommen.
Wie es dann ober auf den Herbst zugegangen ist, hoben sie zueinander gesagt: «Der <togge!> (die Puppe) muss dann dableiben, den nehmen wir nicht mit uns.» Am Abend, bevor sie von der Alp gegangen sind, hat er ihnen noch geholfen, das Vieh zusammenzutreiben. Aber wie sie am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe, mir nichts, dir nichts, weggehen wollten, hat er sich in seiner ganzen Grösse vor sie hingestellt und sie angeredet: «So, den ganzen Sommer habe ich euch geholfen zu arbeiten und zu werken, und ihr habt ein <floonerlääbä> (floonä: nichts tun) und euren Spass an mir gehabt. Jetzt gehört mir auch eine Freude. Ich muss freilich dableiben, aber einer von euch auch!» Da sind sie dumm drangewesen, aber es hat kein Entkommen mehr gegeben. Und so haben sie das Los gezogen und es hat sich ergeben, dass es den Senn getroffen hat. Die andern beiden hat das Tunscheli gehen lassen, ihnen ober verboten zurückzuschauen, solange sie noch auf dieser Alp seien. Da sind die zwei losgezogen und haben den Senn alleine bei dem Tunscheli zurückgelassen. Und wie sie beim Grenzstein vorbei gewesen sind, drehen sie sich um, und da sehen sie, wie das Zurrimutzi und der Senn auf dem Hüttendach miteinander schwingen. Nach einer Weile wird der «Togge!» Meister über den Senn und wirft ihn vom Dach herunter. Er springt ihm nach, kniet auf ihn drauf, nimmt sein Messer hervor und «schindet» (die Haut abziehen) den Senn bei lebendigem Leib und breitet die blutige Haut auf dem Hüttendach aus.


